Napalm Holocaust
Napalm Holocaust
-aus Wettbewerbsgründen verschoben-
Zuletzt geändert von MacMurphy am 19. Dez 2005 11:44, insgesamt 1-mal geändert.
Da kann man ja nachhelfen.trigger hat geschrieben:Oh Gott, ich bin so froh, dass es gut ausgeht. Bei Ihnen hat man ja immer Angst, dass am Schluss alle ansatzlos dahingerafft werden.
"Scheisse!". Julia hörte den Schrei Ihrer Mutter aus dem Flur. Langsam liess die seltsam helle Dunkelheit nach, in die der grelle Blitz das Zimmer getaucht hatte.
Die Tür ging auf und Julias Mutter kam ins Zimmer. Ihr Kopf brannte. "Wir müssen in den Keller. Komm! Komm!".
Wie in Trance stieg Julia aus dem Bett, teilnahmslos bemerkte sie, das die Bettdecke an ihrem Pyjama klebte und beim abziehen satt schmatzend Teile der Haut abriss. Ihre Mutter schlug sich währenddessen immer wieder auf den Kopf, fast als ob erfolglos sie eine lästige Fliege jagen würde.
Das Letzte, was Julia hörte, als sie das Zimmer verliess, war das Klirren der Scheibe des großen Doppelfensters.
"Doppelverglasung!", so hatte Wolfgang damals immer betont, als er Besucher stolz durch das kleine Reihenhaus der jungen Familie führte.
Das die Scherben einst, von der Druckwelle getrieben, in den Rücken seiner Tochter eindringen würden, war damals unvorstellbar.
Nicht gut? Doch lieber ein sozialdemokratisches 70er-Betroffenheitsdrama?trigger hat geschrieben:
Stundenlang hatte Wolfgang das Haus beobachtet. Er hatte geglaubt, darüber hinweg zu sein, sein Leben fortsetzen zu können, alleine zwar, aber der Schmerz, dieser ewige Schmerz, war nach langer Zeit endlich in den Hintergrund gedrungen.
Julias Telefonanruf hatte alle diese Narben in der Seele wieder aufgerissen.
Nun sass er in seinem blauen Opel Kadett, nachts, kalt, stand an der Straße, starrte auf das Haus, dachte an das Gewehr im Kofferraum. Er konnte nicht verzeihen. Die Szene lief immer wieder vor ihm ab, ihr Lachen, das gemeine Lachen, als er sie anflehte, nicht zu gehen, schon wegen des Kindes nicht. B-Film im Kopfkino, mit Laiendarstellern, hatte er manchmal gedacht, als es ihm mühsam gelungen war, Distanz aufzubauen.
Er stieg aus, ging hinter das Auto, öffnete die Klappe, nahm die Waffe. Die plötzliche Entschlossenheit verliess ihn nicht, auch nicht, als er die kurze Treppe zur Haustür hochging. Er klingelte. Mehrmals. Lange Minuten vergingen. Das Licht im Flur ging an, er hörte Schritte auf der Treppe, die Tür öffnete sich.
"Papa!". Schweigen. "Was machst Du denn hier?". Stumm. "Geht es Dir gut? Mama ist bei Matthias". Etwas zerriss in ihm.