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Verfasst: 22. Mär 2005 19:21
von trigger
Sei mal nicht so überheblich gnadenlos, nur weil einer sich nicht mehr retten konnte.
Andererseits: Arme Frau, arme Kinder.

Verfasst: 22. Mär 2005 20:03
von insideR
Ja. Ich wollte nicht gnadenlos sein. Aber plötzlich stand es da. Einen derartigen Vorfall hatte ich auch mal im Kollegenkreis. Er machte lieber Nachtschichten, um Geld zu verdienen, irgendwann fing sie an, zur Nachtschwärmerin zu werden. Mit fast allen Nebenwirkungen. Er hätte gewiß die Wahl gehabt, nicht am Heizungsrohr zu hängen.

Warum also mußte der Versuch unternommen werden, das Familienleben zu kitten?

Die Kinder tun mir leid. Die Frau auch.

Verfasst: 22. Mär 2005 21:53
von insideR
Es tut mir leid, dass der Mann für sich keinen anderen Ausweg sehen konnte.

Verfasst: 23. Mär 2005 09:16
von maximus
Hallo Insider,

Du hast geschrieben das Er feige gewesen, das stimmt in letzter Konsequenz. Aber wir nicht wovor er feige war.

Annie Lennox hat auf Ihrem Album Diva mal gesungen:
<DEPPENACCENT> not dieing <DEPPENACCENT> living that scares me...
Der Satz fällt mir dann immer ins Gedächnis.

Er hat sich halt so entschieden.

Verfasst: 23. Mär 2005 09:24
von trigger
maximus hat geschrieben:Du hast geschrieben das Er feige gewesen, das stimmt in letzter Konsequenz. Aber wir nicht wovor er feige war.
Erschütterung ist keine Entschuldigung: Versuchen Sie alle Worte zu schreiben, die sie schreiben wollen.
Oder haben Sie das getan?
maximus hat geschrieben:Er hat sich halt so entschieden.
Das klingt mir ein bisschen zu entspannt.

Verfasst: 23. Mär 2005 09:30
von insideR
maximus hat geschrieben:Aber wir nicht wovor er feige war.
Die Frage ist immer: Warum?

Verfasst: 23. Mär 2005 09:41
von joswig
Eine Freundin meiner Frau rief gestern an. Sie wurde kurz davor von der Mutter einer Spielkameradin Ihrer 3 jährigen Tochter angerufen, weil das mit dem Spielen nichts werde. Ihre zweite Tochter, 9 Monate alt, sei in der Nacht gestorben. Plötzlicher Kindstod. In der Nacht tot mir Schaum vor dem Mund gefunden. Nun müsse Sie ja die Beerdigung planen etc.

Wie gut, dass ich die direkt betroffene Familie nicht kenne.

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Gestern war die Mutter meines Nachbarsjungen bei uns zum Abendessen/Weintrinken. Das MRT des Kopfes hat ergeben, dass dort keine Metastasen sind bzw. dort kein Primärtumor ist. Puh. Allerdings ist eine Probe des Spinaltumors noch in der Histologie in Bonn, da sich die hiesigen Histologen nicht ganz einig sind, ob es sich eventuell doch um einen Tumor der Stufe III handelt. Das beeinflusst die Therapie ganz maszgeblich. Ein Ergebnis wird aber nicht vor Dienstag (Scheiss-Ostern) erwartet. Mit Glück kann der Kleine über Ostern zu Hause sein.

Verfasst: 23. Mär 2005 10:04
von maximus
maximus hat geschrieben:Du hast geschrieben das Er feige gewesen, das stimmt in letzter Konsequenz. Aber wir nicht wovor er feige war.
trigger hat geschrieben: Erschütterung ist keine Entschuldigung: Versuchen Sie alle Worte zu schreiben, die sie schreiben wollen.
Oder haben Sie das getan?
Ja, und Danke Jörg.
trigger hat geschrieben:
maximus hat geschrieben:Er hat sich halt so entschieden.
Das klingt mir ein bisschen zu entspannt.
Das hat nicht mit entspannung zu tun, sondern mit der Einsicht das noch
soviel Trauer niemanden wieder Lebendig macht.

Bernd ist weg. Warum werden wir nie erfahren.

Ich hoffe jetzt für Joswigs Nachbarjungen, weil er noch so viel erleben
schönes erleben soll.

Danke Alfredo

Verfasst: 23. Mär 2005 10:15
von joswig
Selbsttötungen finde ich immer so abscheulich, dass ich darüber kaum reden kann. Zwei Dinge sind es, die das für mich so entsetzlich machen:

Die Hinterbliebenen werden immer mit einem Selbstvorwurf leben müssen. Schon das ist eine Sache, die man seinen Liebsten doch partout nicht antun kann. Besser wäre es doch dann, es wie einen Unfall ausehen zu lassen oder zumindest die Möglichkeit eines Unfalls nicht vollkommen auszuschliessen. Ich glaube aber, dass es meistens genau der Vorwurf ist, denn der Selbstmörder der Welt hinterlassen will.

Und dann kann man sich kaum vorstellen, in was für einer Verfassung ein nicht vollkommen verwirrter Geist sein muss, wenn er sich und anderen in vollem Bewusstsein der Auswirkungen soetwas antut.

Verfasst: 23. Mär 2005 10:17
von joswig
Das einzig Beruhigende ist: Schlimmer kann es nicht kommen oder, um mit den Bremer Stadtmusikanten zu sprechen: Was besseres als den Tod findest Du überall.

So weiss man wenigstens schonmal, wo spätestens der Boden ist, wenn man anfängt zu fallen.