Die Quelle meiner "obskuren Tischsitten" kann ich nur mit "Familienwissen" angeben.
Dann weiß die Familie nicht wirklich etwas, oder hat höchst eigene Sitten in einer kleinen, isolierten Enklave entwickelt, gehütet und gepflegt...
Mit dem Messer zu schneiden war zu Freiherrn von Knigges Zeiten lediglich bei Eiern, Kartoffeln und Salat verpöhnt, um ein Anlaufen der Messer zu verhindern.
Fleisch wird immer mit dem Messer geschnitten, dazu ist es ja schließlich da, und keinesfalls als Schieber (wie man ihn von Kinderbestecken auch noch kennt) für die unartigen Kleinen.
Beschränkungen bezüglich des Messers gibt es im europäischen Raum nur dahingehend, daß man immer nur das Stück Fleisch in mundgerechter Größe abschneidet, das man unmittelbar zu verzehren wünscht.
Amerikaner haben es sich dagegen angewöhnt, das Fleisch insgesamt kleinzuschneiden und dann einen Handwechseln auszuführen, um mit der rechten Hand zu gabeln.
Die Zinken der Gabel dürfen sehr wohl nach unten weisen.
Hier gibt es wiederum nur im angelsächsischen Raum eine Beschränkung die besagt, daß der Gentleman seine Gabel niemals als Schaufel benutzt.
Das heißt, was immer auf dem Teller liegt, ist mit den Zinken nach unten aufzuspießen, was bei den bekannten und beliebten, festen, halbgaren englischen Erbsen ein besonderes Vergnügen ist.
Die sonstigen Anweisungen, insbesondere das Zerdrücken von Fleisch mit der Gabel (???!) hat mit Benehmen weder im historischen noch im aktuellen Sinn etwas zu tun und dürfte bei einem Essen anläßlich einer Bewerbung für eine Führungsposition ganz sicher zur Abwertung führen...