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Patrica Cornwell - Die Dämonen ruhen nicht

Verfasst: 15. Aug 2004 22:41
von mordsfilm
Die einst berühmt Forensikerin Kay Scarpetta hat nach der Ermordung ihres Lebensgefährten Benton alles verloren. Den Job, die Reputation, ihr Vermögen.
Sie muß sich mehr schlecht als recht mit Vorträgen und privaten Expertisen über Wasser halten.
Da erreicht sie eine Anfrage, die sie in ihre Vergangenheit zurückführen soll. Ein Gerichtsmediziner aus Louisianna bittet um ihre Hilfe. Kann es sein, daß Chandonne, der Wolfsmann, der in Texas in der Todeszelle sitzen soll, geflohen ist und wieder sein Unwesen treibt.
Wider besseres Wissen reist Scarpetta nach Lousianna, ohne zu ahnen, daß sie damit nicht nur sich selbst sondern auch die Menschen, die ihr am nächsten stehen, in Gefahr bringt: ihre geniale Nichte Lucy und den bärbeißigen Cop Marino.
Denn auch hinter diesen sind die Schatten der Vergangenheit her.



Also mal wieder ein Scarpetta Roman.
Und nur für Menschen verständlich, die das gute Dutzend seiner Vorgänger gelesen und die Metamorphose der Protagonistin von der Provinz-Gerichtsmedizinerin zur hochqualifizierten FBI-Topfrau mit James Bond Einschlag und zurück zur gebrochen sein sollenden, vom Schicksal geschlagenen und in sich selbst zurückgezogenen Frau mitverfolgen konnten.

Ehrlich gesagt, die gute Autorin geht mir langsam auf die Nerven.
Sie hat sich mit ihren Figuren dermaßen verstrickt und von jeder Realität entfernt, daß der Spaß beim Lesen inzwischen ziemlich begrenzt ist.

Als erstes irritiert, daß sie die Ich-Erzählhaltung aller Vorromane aufgegeben hat und nun plötzlich in der dritten Person erzählt.
Wenn man sich daran gewöhnt hat, nur in ihre Hauptprotagonistin, Kay Scarpetta, hineinschauen zu können und dann plötzlich mit der fragmentarischen und unbeholfen beschriebenen Innenwelt von Lucy, Marino und einem weiteren, der hier nicht genannt werden soll, konfrontiert wird, dann weiß man als Scarpetta-Gewohnheitsleser nicht, was man denken soll.

Dazu kommt noch, daß sich bei Cornwell eine reichlich obskure Erzählstruktur eingeschlichen hat.

Sie fängt quasi in Zeitlupe an, ergeht sich fast in Proust Manier in Einzelheiten, springt dann wild zwischen Schauplätzen hin- und her, bereitet ein spannend sein sollendes Finale vor, das sie dann im OFF abfeiert und am Ende zwei Seiten lang die Protagonisten belabern läßt.

Sieht man einmal davon ab, daß sie nach und nach ihre Figuren nachhaltig demoliert und moralisch diskreditiert.


Ein Roman nur für Scarpetta Gewohnheitstäter, zum am Strand lesen und danach vergessen.

5 von 10 Punkten.