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Martin Scott - Der Drachentöter

Verfasst: 28. Sep 2004 11:49
von mordsfilm
Thraxas ist fett, säuft zu viel, haust über einer Kneipe ("Die rächende Axt") im verruchtesten Stadtteil von Turai und ist Privatdetektiv.
Für 30 Goldstücke pro Tag kann man sich die Dienste des ehemaligen Soldaten, der in den letzten Orghk-Kriegen viele Schlachten geschlagen hat, sichern.
Quasi kostenlos bekommt man dann immer Makri gleich mit dazu, die dreiblütige ( 1/2 Mensch, je 1/4 Orghk und Elfe) Exgladiatorensklavin, die als Kellnerin in der Rächenden Axt jobbt, aber von einem Studium an der Universität träumt.
Sie zählt zu den wenigen Freunden die Thraxas, der als Palastermittler wegen Trunkenheit entlassen wurde, überhaupt hat und sie ist die schlagkräftigste von allen.
Wer sich mal mit ihr angelegt hat, hatte nie viel Zeit es zu bereuen, bevor er in kleinen, unappetitlichen Stücken in der Ecke lag.
Thraxas bräuchte dringend mal wieder einen Job. Und den bietet ihm ausgerechnet eine Prinzessin.
Er soll aus dem Haus eines Diplomaten, mit dem die dritte der Erbfolge eine heiße Affäre hatte, eine Schatulle mit verfänglichen Liebesbriefen holen.
Thraxas hat keine Probleme, diesem Auftrag nachzukommen.
Der Lover leistet keinen Widerstand. Denn er ist ziemlich tot, als Thraxas in sein Haus eindringt.
Und jetzt sind auf einmal alle hinter ihm her, nicht nur die kriminelle Vereinigung "Bruderschaft", der er aus einer fehlgeschlagenen Wette 500 Goldstücke schuldet. Bis Ende der Woche...


Man könnte sagen, Martin Scott sei ein Plagiator. Zu sehr ähnelt sein Turai Pratchetts Angk-Morpork.

Ein verkommener, korrupter, krimineller Stadtstaat, bevölkert von den verschiedensten ethnischen Gruppen, die ständig miteinander im Streit liegen und ein Antiheld als Protagonist.

Aber Scott macht trotzdem Spaß.

Er erreicht natürlich nie die Komplexität und Geschlossenheit von Pratchetts Scheibenwelt und auch nicht dessen Tiefgang, aber er ist sehr kurzweilig, überraschend, manchmal witzig und schafft es, ein klassisches Szenario der Serie Noir für eine Fantasy Reihe zu adaptieren.

So gesehen muß man ihn eher mit einem Chandler oder Hammett vergleichen und da schneidet er wirklich nicht schlecht ab.

Fazit: Gute Unterhaltung zur Verkürzung der Wartezeit auf den nächsten Pratchett!

7 von 10 Punkten.

Verfasst: 28. Sep 2004 12:36
von 13
Tja, so wie es aussieht sind wir die einzigen, die hier noch was reintun.
Die Truppe hat ja wieder zu alten Wurzeln zurückgefunden und ich keinen Account :twisted: .
Dein Faible in Ehren, aber mit Fantasie und vielen anderen Dingen kann ich persönlich mich einfach nicht anfreunden. Immer wieder ein "Spin off" vom "Herr der Ringe", dabei ist FlowerPower längst vorbei und der Wunsch nach einer alternativen, naturverbundenen Realität kaum noch wahrnehmbar.
Die Komplexität eines solchen Szenario ist für mich nur eine scheinbare,
weil man sich nur mit den fantastischen Fragmenten beschäftigt z.B. gibt es einen Drachen, man erfährt in einem größeren Zusammenhang aber nie dessen Geschichte oder dessen Lebensbedingungen, zumal diese ohnehin von Autor zu Autor variieren. Und immer sind Ork-gleiche Wesen zum bekämpfen parat, farblos wie Pappfiguren, auf die man bedenkenlos feuern kann.
Nach deiner Rezension geht man nun wohl schon soweit, genreuntypischen
Plot darin einzuspinnen, um die Story als etwas "Neues" präsentieren zu können.
Zugegeben, Pratchet hab ich nie gelesen, aber den "herr der Ringe" lese ich schon seit 3-4 Jahren meinen Nichten als Gutenachtgeschichte vor-
Warum? na weil sie nach spätestens 3 Seiten Mooswanderung eingeschlafen sind.
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Verfasst: 28. Sep 2004 13:57
von mordsfilm
Ein "Spinn-Off" ist eine Geschichte, die einen Charakter einer vorliegenden aufnimmt und um diesen herum eine neue, eigenständige Story erzählt.

In sofern ist mir nicht ein einziger, autorisierter Spinn-Off zu HDR bekannt.

Darüber hinaus stellt sich mir die Frage, wie man die Komplexität eines Szenarios beurteilen kann, ohne dasselbe überhaupt zu kennen.

Man kann Fantasy mögen oder auch nicht.

Das ist eine individuelle Geschmacksfrage.

Aber um sie be- oder verurteilen zu können, muß man sie wenigstens kennen.

Sonst verhebt man sich an der Produktion genau der Platitüden, Klischees und Oberflächlichkeiten, die man dem Genre ja eben gerade selbst unterstellt.

Eine qualifizierte Untersuchung zum Thema Bildzeitung hat einmal festgestellt, daß 93 % der Befragten angaben, die Zeitung nie zu lesen.
Wohl gemerkt, nicht "nicht mehr", "selten", "gelegentlich" sondern "nie".
Das hielt aber niemanden davon ab, sich anzumaßen, ein ausgiebiges Urteil über dieses Periodikum abgeben zu können.

Ein "ich habe Pratchett nicht gelesen, aber er präsentiert nichts Neues" ist für mich als Basis für eine Debatte denkbar ungeeignet.

Was das Lesen an sich betrifft: Ich bin glücklicherweise aus dem Alter heraus, zu lesen, weil MAN etwas gelesen haben muß.
Ich lese, weil es mir Spaß macht und ich will beim Lesen unterhalten werden.
Unterhalten kann man mich auf sehr viele verschiedene Arten.
Nur langweilen darf man mich nicht.
Und genau nach diesem Kriterium beurteile ich ganz subjektiv das, was mir in die Finger kommt.

Verfasst: 28. Sep 2004 14:39
von 13
Na jetzt fühl dich mal nicht gleich in deinem Geschmack verletzt, der ist sicher nicht verkehrt.
Aber "Spinn-Off" finde ich garnicht so verkehrt bezeichnend.
Der Charakter von Fantasie ( ich habe wirklich nur 2-3 Phantasie Romane gelesen ) liegt doch eher im Erschaffen einer Welt durch phantastische Kreaturen, die meiner Meinung nach, immer, nein meistens, auf Tollkien
zurückzuführen sind, dabei wird schon von vornherein festgelegt, welche Figur, allein durch ihr Wesen ( Ork,Elfe, böser Zauberer, guter Zauberer, Drache ) in Kombinationen oder Variationen der guten oder der bösen Seite zugeordnet wird.
Das klingt vielleicht platt, aber so empfinde ich das Genre.
Fantasie ist für mich ein Kuchen, der mit immer den selben Zutaten neu angerührt wird, die Kunst des Bäckers ist es natürlich einen eigenen Geschmack dabei zu kreieren, aber das stelle ich garnicht zur Diskussion.
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Übrigens hat die Wissenschaft festgestellt, dass Gott zu 47% wahrscheinlich ist- naja, langweilige Statistiken eben...

Verfasst: 28. Sep 2004 16:35
von 13
Um meine Meinung, <DEPPENACCENT> ist kein Genre` zu relativieren, muss ich noch einräumen, dass sich diese erst durch den wahnsinnigen Hype der "herr der Ringe" Filme bildete und nachdem es einem fast unmöglichen
war in den Buchladen zu laufen, ohne über einen Herr der Ringe Pappaufsteller zu stolpern.
Den Birbaek-Roman <DEPPENACCENT> ich auf jeden Fall lesen, genau mein Ding, der Tip, Ihrer.

:roll: Pfuhhh, jetzt müsste der Riese aber wieder besänftigt sein :roll:

Verfasst: 28. Sep 2004 16:49
von joswig
Warum besänftigen? Hat nicht schon immer im Kern eine gewisse Animosität zwischen den Teilnehmern für wahre Grösse in diesem Forum gesorgt?

Verfasst: 28. Sep 2004 17:07
von 13
Ich kanns mit meinem perfiden Gewissen einfach nicht mehr vereinbaren, wenn er platzt.

Verfasst: 28. Sep 2004 17:09
von mordsfilm
ER ist stabil genug...

Verfasst: 28. Sep 2004 17:11
von joswig
Kann ER nicht platzen?

Ich habe als Kind im "Feuerroten Spielmobil" gesehen, wie einer, der zu viel gegessen hat, geplatzt ist. Von da an hatte ich echte Platzangst. Deswegen bin ich auch - Stichwort Überkompensation - so dick geworden.

Herr Haupt? Sie auch?

Verfasst: 22. Okt 2004 21:45
von owagner
Ich lese mich übrigens auch gerade durch die Thraxas-Bände (gerade bei "Elvish Islands"). Ich fand die ersten beiden etwas holprig -- irgendwie wollte der lakonische Noir-Ton bei mir nicht so richtig anschlagen -- aber "Elvish Islands" funktioniert bisher deutlich besser.

Olli