Ist man eigentlich ein unerträglicher Heuchler und Schleimer, wenn man, nachdem man erfahren hat, daß der Sohn einer Geschäftspartnerin/gegnerin, mit der man so wenig auskommt, daß sie nur noch über Relaisstationen mit einem kommuniziert und einen persönlichen Kontakt ablehnt, dieser trotzdem handschriftlich eine Karte schreibt, in der man sein Mitgefühl mit ihrer Situation ausdrückt, dem schwerverletzten Sohn baldige Genesung und der Dame viel Kraft und Zuversicht wünscht, diese schwere Zeit zu überstehen?
Wäre der Anlsass nicht so ernst, würde ich ersteinmal Ihren Satzbau kritisieren. Aber es gibt Dinge, die gehen über das Tagesgeschäft hinaus. Wenn Sie wirklich dieser Dame die Kraft und diesem jungen Mann die Genesung wünschen, dann schreiben Sie die Karte und Sie sind kein Heuchler. Wenn Sie solches dann denkt, ist es wahrlich nicht Ihr Problem und diese Dame hat schon vorher denkbar schlecht von Ihnen gedacht.
Wenn Ihnen das alles aber, wenn Sie tief in sich hineinhorchen, ziemlich egal ist: Dann sind Sie ein Heuchler. Aber, was solls? Schreiben Sie trotzdem die Karte. Es gibt so etwas wie Konventionen des Anstandes, die man nicht ohne Not brechen sollte.