Barschel, Uwe
Verfasst: 3. Jun 2005 09:43
Es war 1987 im Sommer, in der kurzen Zeit zwischen Barschels Flugzeug- und Vollabsturz. Ich war begeisterter Piratensegler, im letzten Jahr meiner Schulzeit, hatte keine Freundin und einen Freund, dem es genauso ging. Wir - so dachten wir - waren eine ziemlich gute Crew, nicht nur auf dem Boot, sondern auch, wenn es darum ging, BIC-Feuerzeuge in 4er Packs oder möglichst billiges Bier in 6er Packs zu kaufen. Die Feuerzeuge zündeten wir der Explosionen wegen in heimlichen Ecken an; das Bier tranken wir auf dem Piraten aus. Wir waren arrogant und hielten jeden, der den Olympiahafen in Kiel-Schilksee besuchte, ohne ein Segler zu sein, für einen dummen und lästigen Touristen, genauer: für eine Plage.
Hätte ich jemals ein Pickelproblem gehabt, dann wäre genau zu dieser Zeit die Blüte gewesen. Doch wir haben nicht unter unserer schweren Pubertät gelitten. Wir hatten ja uns, die Vereinsboote, das Bier, die Feuerzeuge und den Schlüssel zum Vereinsheim, in dem wir uns umziehen, die Segel holen und auch bei Bedarf betrinken konnten.
Es gab auch eine engagierte JU-Hackfresse in unserem Jahrgang, Jan C. J., der damals schon deutliche Anzeichen von Hypertonie und Fettsucht aufwies, wie man sie bei CSU-Landwirtschaftsministern erwarten würde. Begeistert hatte er schon vor vielen Tagen in der Schule Zettel verteilt - JU meets Barschel-Superstar. Dazu verschenkte er sogar Uwe-B.-Aufkleber, die ich in weiser Vorraussicht gesammelt hatte; sie sollten später noch für manchen kindlichen Spass sorgen. Jan C. J. war vor Aufregung noch roter als sonst im Gesicht, wenn er von dem bevorstehenden Termin in Schilksee erzählte; ich heuchelte Interesse und staubte die Sticker ab.
An diesem Tag im Sommer 1987 kamen wir wie so oft nass, betrunken und ein bisschen abgekämpft in den Hafen gesegelt, slippten das Boot, takelten es ab und rollten die Segel in die Taschen. Nach einem kurzen Landbier machten wir uns auf den Weg ins Vereinsheim, dessen kürzeste Variante durch den Vorraum der sogenannten "Vasa-Halle" führte, eine Sporthalle im Olympiahafen. Mit Segeln und anderen Dingen bepackt rempelten wir uns durch die Tür zu diesem Vorraum und ich stolperte gegen einen Mann mit Krückstock, den ich flux mit dem üblichen "Nu mach dochma Platz, Opa" nuschelnd beschimpfte und guckte dem Kerl in sein Gesicht. Er war im Anzug gekleidet, sah traurig und müde aus und brachte nicht mal ein Kopfschütteln heraus. Direkt hinter ihm Jan C. J. mit seinem bisher rotesten Gesicht und schmierigsten Grinsen, der mich verhalten grüsste.
Erst später ging mir auf, dass ich dem leibhaftigen Barschel begegnet war, unserem Ministerpräsidenten, den bestimmt auch meine Eltern gewählt hatten. Nach kurzer Zeit begann dann Herr Pfeiffer mit dem Spiegel sein Spiel und Uwe starb in Genf. Die Aufkleber hatten einen vollkommen neuen Wert bekommen. Man konnte damit nicht nur Jan C. J. direkt ärgern, sondern sie auch an allen möglichen Stellen in der Schule anbappen. Beim Abi-Spass im nächsten Frühjahr trieb dann das "Kommando Uwe B." seinen Unfrieden und liess sich gar herab, aus dem Namen und dem Titel "Studiendirektor" an der Tür unseres Schulleiters ein schönes "Barschelerektor" zu dichten. Pfui Teufel!
Gut zehn Jahre später sollte mir dann Barschels Vorgänger betrunken, mit offenem Jackett und heraushängendem Hemd Sonntags am frühen Morgen in der Kieler Fuszgängerzone begegnen. Diesmal schaltete ich schneller und beschimpfte den Mann nicht. Er schien genug gelitten zu haben. Vielleicht hatte ich mir die Beschimpfungen aber auch einfach abgewöhnt.
Hätte ich jemals ein Pickelproblem gehabt, dann wäre genau zu dieser Zeit die Blüte gewesen. Doch wir haben nicht unter unserer schweren Pubertät gelitten. Wir hatten ja uns, die Vereinsboote, das Bier, die Feuerzeuge und den Schlüssel zum Vereinsheim, in dem wir uns umziehen, die Segel holen und auch bei Bedarf betrinken konnten.
Es gab auch eine engagierte JU-Hackfresse in unserem Jahrgang, Jan C. J., der damals schon deutliche Anzeichen von Hypertonie und Fettsucht aufwies, wie man sie bei CSU-Landwirtschaftsministern erwarten würde. Begeistert hatte er schon vor vielen Tagen in der Schule Zettel verteilt - JU meets Barschel-Superstar. Dazu verschenkte er sogar Uwe-B.-Aufkleber, die ich in weiser Vorraussicht gesammelt hatte; sie sollten später noch für manchen kindlichen Spass sorgen. Jan C. J. war vor Aufregung noch roter als sonst im Gesicht, wenn er von dem bevorstehenden Termin in Schilksee erzählte; ich heuchelte Interesse und staubte die Sticker ab.
An diesem Tag im Sommer 1987 kamen wir wie so oft nass, betrunken und ein bisschen abgekämpft in den Hafen gesegelt, slippten das Boot, takelten es ab und rollten die Segel in die Taschen. Nach einem kurzen Landbier machten wir uns auf den Weg ins Vereinsheim, dessen kürzeste Variante durch den Vorraum der sogenannten "Vasa-Halle" führte, eine Sporthalle im Olympiahafen. Mit Segeln und anderen Dingen bepackt rempelten wir uns durch die Tür zu diesem Vorraum und ich stolperte gegen einen Mann mit Krückstock, den ich flux mit dem üblichen "Nu mach dochma Platz, Opa" nuschelnd beschimpfte und guckte dem Kerl in sein Gesicht. Er war im Anzug gekleidet, sah traurig und müde aus und brachte nicht mal ein Kopfschütteln heraus. Direkt hinter ihm Jan C. J. mit seinem bisher rotesten Gesicht und schmierigsten Grinsen, der mich verhalten grüsste.
Erst später ging mir auf, dass ich dem leibhaftigen Barschel begegnet war, unserem Ministerpräsidenten, den bestimmt auch meine Eltern gewählt hatten. Nach kurzer Zeit begann dann Herr Pfeiffer mit dem Spiegel sein Spiel und Uwe starb in Genf. Die Aufkleber hatten einen vollkommen neuen Wert bekommen. Man konnte damit nicht nur Jan C. J. direkt ärgern, sondern sie auch an allen möglichen Stellen in der Schule anbappen. Beim Abi-Spass im nächsten Frühjahr trieb dann das "Kommando Uwe B." seinen Unfrieden und liess sich gar herab, aus dem Namen und dem Titel "Studiendirektor" an der Tür unseres Schulleiters ein schönes "Barschelerektor" zu dichten. Pfui Teufel!
Gut zehn Jahre später sollte mir dann Barschels Vorgänger betrunken, mit offenem Jackett und heraushängendem Hemd Sonntags am frühen Morgen in der Kieler Fuszgängerzone begegnen. Diesmal schaltete ich schneller und beschimpfte den Mann nicht. Er schien genug gelitten zu haben. Vielleicht hatte ich mir die Beschimpfungen aber auch einfach abgewöhnt.