Seite 1 von 13

WM 2006

Verfasst: 19. Dez 2005 22:42
von Black RS
WM - Tippspiel 2006

Auch wenn es noch eine Weile hin ist, habe ich schon mal bei kicktipp. de eine Tippplattform gesichert.

Hier der Link:

http://www.kicktipp.de/wm54749006/

Mitttttttippppen ausdrücklich erwünscht!

Alla hopp - alle WM Splitter können ab jetzt hier gesammelt werden!

Und denkt dran: "Der Ball ist rund!"

Ahoi!

Black RS! 8)

Umfrage zur WM gibt es im OF

Verfasst: 19. Dez 2005 22:49
von Beo
.

Verfasst: 19. Dez 2005 22:57
von Black RS
Bitte nicht!

Verfasst: 20. Dez 2005 00:49
von mordsfilm
Und das in einem Intellektuellen-Forum!

:roll:

Verfasst: 20. Dez 2005 00:58
von trigger
mordsfilm hat geschrieben:Und das in einem Intellektuellen-Forum!
Die haben sowas? Dann wollen wir es auch haben.

Verfasst: 20. Dez 2005 01:09
von MacMurphy
Sie haben mir gerade die Stimmung verdorben: :lol:

Verfasst: 20. Dez 2005 01:36
von MacMurphy
Grämen Sie sich nicht Herr Trigger, denn ich habe meine Stimmung
wieder gefunden:

Josef ( Titel steht eigentlich noch nicht fest )


Im Park ist es im Frühling am schönsten, dachte Josef. Er saß, wie an jedem Tag in den letzten Jahren, auf seiner Bank und fütterte die Tauben mit Brotkrumen, die er sich beim Frühstück dafür aufhob.
Die Parkbank war schon alt. Die grüne Farbe auf den Holzstreben, die auf dem kunstvoll geschwungenen Eisenskelett der Bank auflagen, waren von der Sonnen gebleicht und fast verblasst. Doch dies war sein Platz, an dem er sich an schönen Tagen wie diesen niederließ, die Tauben fütterte und sein Leben genoss, nach so vielen Jahren.
Er hatte es sich verdient, dachte er.
Während er immer wieder, ohne darüber nachzudenken, kleine Stücke aus dem Brot heraus brach, das er in einer kleinen Plastiktüte mitgebracht hatte, schnalzte er unauffällig mit der Zunge, um die Tauben anzulocken. Es dauerte auch nicht lange, bis sie angeflogen kamen und nach dem pickten, was er ihnen zuwarf. Zuerst waren es nur drei oder vier Tauben, dann wurden es schnell mehr und Josef fühlte sich gut, dabei zuzusehen, wie sie, wie in einem Wettstreit, stelzig nach dem nächsten Krümel hasteten, aufpickten, bevor er ihnen weggeschnappt wurde. Manchmal gesellte sich ein hungriger Fink dazu, der noch flinker, als ob er die Tauben ärgern wollte, nach Josefs Brotkrümel sprang, ihn mit seinem kleinen Schnabel packte und sogleich wegflatterte, um ihn Abseits, in Ruhe hinunterzuschlucken.
Die Vögel pickten nach dem, was er ihnen gab, wie jeden Morgen, wenn es so schön war wie heute.
Der Stadtpark erstreckte sich um einen großen Teich, der in zwei künstliche Bassins angelegt war, von grünen Hügeln umgeben, durchzogen von schmalen Asphaltwegen an den Mülltonnen aus Gitter alle hundert Meter standen.
Ein Ort der Erholung mitten im pulsierenden Leben der Stadt. Um den Lärm und den Trubel aus dieser Stadtoase fern zu halten, hatte man schon vor Jahrzehnten Tannen um den Park gepflanzt, die jetzt hoch gewachsen, wie eine Wand, den Park umschlossen.
Mütter gingen mit ihren Kindern spazieren, manche mit, andere ohne Kinderwagen, Enten quakten im Teich, Schüler kreuzten mit großen Schulranzen über die schmalen Asphaltpfade, um zur Schule zu gelangen, die vom Parkeingang gerade auf der anderen Straßenseite lag.
Josef fand hier die Ruhe, für die er sein Leben gearbeitet hatte – er hatte sie sich verdient.

Er und Margot waren nun schon seit 62 Jahren verheiratet. Sie ehelichten eilig, als der Einberufungsbefehl der Wehrmacht kam und Josef eingezogen wurde, um seinem Vaterland zu dienen; damals.
Als der Krieg vorüber war und er Heim kehrte, fand er schnell eine Anstellung in der Brauerei der Stadt. Er war damals jung und stark - gute Männer gab es kaum zu dieser Zeit in Deutschland.
Margot wollte immer Kinder, doch Josef war dagegen. Er mochte keine Kinder, sagte er immer und Margot gab nach, sie gab immer nach.
Sie hatten wenig Kontakt zur Familie, nur das Nötigste, wie Josef zu sagen pflegte; Margot gab nach.
Sie lebten zusammen in der Wohnung, die sie sich damals angemietet hatten, als sie in die Stadt zogen, um Josef den beschwerlichen Weg zur Arbeit zu erleichtern.
Hier lebten sie noch immer, nicht weit vom Park. Er war nunmehr seit siebzehn Jahren in Rente.

Einige Kinder spielten und kicherten, was Josefs Aufmerksamkeit auf sie zog. Ohne damit aufzuhören, die Tauben zu füttern, blickte er hinüber zu den Kindern, die auf dem Rasen lagen, nicht älter als fünf sein konnten, sich Sachen zuflüsterten und kicherten.
Er beobachtete sie dabei und hielt Ausschau nach der Mutter, die auf einer anderen Parkbank saß, mit dem Mobiltelefon am Ohr einzelne Ahs und erstaunte Ohs ins Handy blies, ohne den
Gesprächspartner dabei unterbrechen zu wollen.
Josef sah in die Wipfel der Tannen, die im Takt der leichten Morgenbrise schunkelten.
„Darf ich auch mal?“ klirrte es in heller Stimme an seiner Seite. Ein kleines Mädchen hatte sich Josefs Parkbank genähert und beobachtete ihn unbemerkt, wie er immer wieder einen Krümel des Brotes aus seiner Plastiktüte in hohem Bogen zu den Tauben hinüber warf.
Josef sah zu dem Kind, antwortete aber nicht. Plötzlich flogen die Tauben, wie in geheimer Absprache, alle gleichzeitig in die Höhe und davon.
Josef nahm seinen hölzernen Spazierstock, erhob sich quälend von der Bank und ging in Richtung Parkausgang. Es war fast Mittag und er wollte Margot nicht mit dem Essen warten lassen.

Margot und er hatten heute kaum ein Wort gewechselt. Es war spät und beide lagen sie Rücken an Rücken in ihrem Bett. „Gehst Du wieder in den Park?“ hatte sie ihn am Morgen noch gefragt, bevor er die Wohnung verließ. Josef hatte nicht darauf geantwortet.
Jetzt sah er durch das Schlafzimmerfenster hinaus in die Nacht. Er beobachtete die Spitzen der Tannen im Park, die er von der Wohnung aus sehen konnte. Der Nachtwind ließ die dünnen Äste hin und her schwanken und obwohl er nichts von draußen hören konnte, stellte er sich das leise Wehen des Windes zwischen den Tannenzweigen vor, dessen wehleidiges
säuseln ihn in den Schlaf sang.

Der Morgen kam, wie an den Tagen zuvor. Ihm war merkwürdig kalt. Es war noch sehr früh, ungewöhnlich früh, doch ein leichtes Piepsen in seinen Ohren hatte ihn geweckt und hielt an.
Er drehte sich zu seiner Frau, die ihm immer noch bewegungslos den Rücken zuwandte, seltsam, wie versteinert. Er berührte ihren Arm, der wie bei einem gemeißelten Denkmal an ihrer Seite auflag. Er war kalt und steif.
Josef fragte sich woher das Piepen in seinem Ohr kam, denn er konnte sonst nichts hören, dass sich rührte. Es piepste, obwohl es still war. Er drehte Margots Körper herum, der sich steif und schwer in das große Kopfkissen drückte, das sie sich teilten. Er wusste, dass er fortan alleine wäre, doch machte es keinen Unterschied mehr nach all den Jahren.

An diesem Morgen machte Josef noch einen Anruf, bevor er die Brötchen holte, die der Bäcker jeden Morgen vor die Wohnungstür ablegte. Dann ging er in den Park.
Als er zurückkam versperrte ein Zinnsarg den Hausflur. Die Wohnungstür stand offen und der Hausmeister trat ihm aus der Wohnung, die er mit Margot teilte, entgegen.
„Mein Beileid, Herr Welfering.“ sagte der Hausmeister zu Josef, um dann mit einem großen Schlüsselbund an der Hose klappernd, Josefs Wohnung zu verlassen.
Zwei Sanitäter kamen aus dem Schlafzimmer und schleppten eine Bare, auf der Margot zugedeckt lag, aus der Wohnung. Josef musste sich dicht an die Wand drücken, damit sie vorbei kamen. Während er in die Küche ging, um seinen Kaffe zu trinken, hörte er im Flur das hohle Scheppern des matt silbrigen Sarges, der geöffnet wurde, um Margot hineinzulegen.
Ein hagerer Mann im schwarzen Anzug trat zu Josef in die Küche: „Mein Beileid Herr Welfering. Bitte melden Sie sich in den nächsten Tagen.“ dabei legte der Mann im Anzug eine Visitenkarte auf den Tisch. Josef suchte nach der Kaffekanne.
Der Bestatter verließ daraufhin die Küche und zog die Wohnungstür zu, nachdem er sich förmlich verabschiedet hatte.
Josef saß den Morgen über am Küchentisch mit einer leeren Tasse vor sich und einer Visitenkarte auf dem Tisch, auf der „Pietät Horatio Frommbach“ und eine Telefonnummer darunter stand.
Als es spät und dunkel wurde, er hatte nur etwas Obst, das in einer Schale herumstand, gegessen, saß er immer noch am Küchentisch.
Eine Fliege summte unter der Küchendecke herum.
Josef sah nach oben und verfolgte die Flugbahn des schwarz-grünen Brummers, der immer und immer wieder die Küchenlampe umkreiste. Die Fliege landete für kurze Momente auf dem halbkugeligen Milchglas der Lampe, um dann gleich wieder loszusummen und weitere
Kreise zog. Josef ging in das Wohnzimmer mit den vielen Teppichen und den Eichenmöbeln, kam dann wieder mit einer zusammengerollten Zeitung in der Hand in die Küche, um dem lästigen Summen ein Ende zu bereiten. Er wartete, bis sich der Störenfried wieder setzte.
Als die Fliege auf der Küchenlampe landete, beobachtete er sie, wie sie die dünngliedrigen Vorderfüße aneinander rieb. Er holte aus und schlug mit der Zeitung nach ihr, doch die Fliege war schneller und kreiste jetzt laut summend um ihn herum.
Er hatte sie aus den Augen verloren, doch das Summen schien sich von ihm zu entfernen, dann kam es wieder in seine Richtung und summte, summte wieder um ihn herum, war plötzlich ganz verschwunden und summte im nächsten Augenblick ganz nah am Ohr vorbei.
Josef stand mit der gerollten Zeitung in der Hand in der Küche und konzentrierte sich, um die Fliege zu orten. Sie saß jetzt mitten auf dem Tisch, putzte wieder ihren winzigen Rüssel mit den dünnen Beinchen, summte kurz auf und putzte dann weiter.
Ein Knall und die Zeitung begrub das Insekt unter sich. Er hob seine zweckmäßige Fliegenplättsche an und sah, wie er damit ihr Innerstes nach außen gekehrt hatte.
Josef ging zur Spüle, um die Zeitung mit der toten Fliege in den Abfalleimer darunter zu werfen. Als er den Deckel des Mülleimers schloss, hörte er wieder das Summen, diesmal aus etwas Entfernung. Er stutzte kurz. Hatte er die Falsche erwischt? Er sah sich um, fand jedoch keinen schwarzen Punkt, der sich in der Luft um ihn herum bewegte. Das Summen wurde lauter, näherte sich und plötzlich fing es an zu piepen.
Josef war irritiert. Das Piepen wurde regelrecht zu einem Pfeifen und er horchte ungläubig, als er aus dem Schlafzimmer ein Kichern vernahm.
Als er von der Küche in Richtung des Schlafzimmers ging wurde das Kichern lauter und verschwand auch nicht, als er vor dem Bett stand, das er sich mit Margot teilte. Es gab immer wieder kleine Pausen, bevor das Kichern, wie unter vorgehaltener Hand, weiterging.
Er sah aus dem Fenster zu den Wipfeln der Tannen und stellte sich das Wispern des Windes vor, der durch die Baumkronen strich. Das Kichern verschwand und er hörte im Geiste nur noch das leichte Vorbeistreifen des Windes in der Dämmerung der hereinbrechenden Nacht.
(...)

Verfasst: 20. Dez 2005 08:56
von Barus
MacMurphy hat geschrieben:(...)
Welch ein Schluß.

Verfasst: 20. Dez 2005 09:15
von mordsfilm
Ich auch, ich auch, ich auch!


Das war der Anfang.
In der Mitte kam die Action.
Und dann:
(...)

Verfasst: 20. Dez 2005 09:37
von owagner
Dann wollen wir mal fortsetzen.

Langsam, erst bruchstückhaft, dann in längeren Szenen, kehrte die Erinnerung zurück. An '44, das russische Dorf. Wie sie die beiden Mädchen gehängt hatten. "Partisanen". Bombenlegerinnen. Was natürlich eine Lüge war, aber da der Mensch kein Tier ist, braucht selbst der Rausch aus Rache und Lust, die sie angetrieben hatte, irgendwie eine Rechtfertigung.

Nun, die Vorstellung war vorbei. Die steifen Körper der Mädchen hingen noch in der Scheune, die Gesichter blau angelaufen. Josef stand am Tor und schaute. Aljanka, oder so, hiess die eine. Gefreiter Josef, frisch eingezogen, das Küken der Gruppe, durfte natürlich nicht ran, als das... Verhör stattfand. Er hatte zugeschaut. Irgendwas in ihm hatte erwartet, dass er angewiedert sein würde, es hätte ja Margot sein können, die da hilflos der Gewalt ausgesetzt wurde, aber der Gedanke gedieh nicht. Margot war weit weg.

Er stieg die Leiter hoch und säbelte mit dem Kampfmesser an dem Strick herum. Es brauchte einige Minuten, aber schliesslich war er durch. Aljanka fiel zu Boden, einige Zentimeter nur, aber vor ein paar Stunden hatten diese Zentimeter den Unterschied zwischen Leben und Tod ausgemacht.

Die Leiter hinab, ging er zu dem Haufen Körper, der am Boden lag. Er entfernte die Schlinge um ihren Hals und versuchte, ihr Kleid auszuziehen, gab schliesslich auf und schnitt es mit dem Messer auf, riss ihr die Fetzen vom Leib. Er legte sich neben sie, fasste Sie an ihren Arm. Er war kalt und steif.

Die Erinnerung riss ab. Er war wieder im Jetzt. Das Kichern war wieder da, es wurde lauter, viel lauter, wurde zu einem Lachen, einem hämischen Lachen, bösartig. Er erkannte es. Er hatte es schonmal gehört, 44, in der Scheune, als Müller den Schemel wegtrat. Es war sein eigenes Lachen gewesen.

Vielleicht hatte er es sich doch nicht verdient.