Verfasst: 29. Apr 2004 23:54
Schön,
da kann ich mitschreiben.
Ihr kennt diese Käsehobel?
Sehen aus wie zu kurze Tortenheber mit einer Art Schlitz.
Das Stück Gouda, ein Keil, hinten etwa 4-5cm breit, mittelalt, liegt in der linken Hand, Daumen drückt von der eine Seite, die anderen Finger gegenüber.
Ich weiß heute natürlich, dass man diese Tortenhobel nicht nehmen sollte, aber damals, wir waren jung und wohnten in Berlin...ich also hatte den Hobel in der Rechten, setzte ihn an der einen Goudaseite an (das war die bei den Fingern) und zog in Richtung Daumenseite.
Der Daumen ragte etwas über die Schittfläche hinaus, nicht schlimm normalerweise, der Schnitt geht langsam, man kann ihn gegen Käseende etwas bremsen noch und dann in einer Art Kurve aus dem Käse herausführen. Normal ja.
Es ging schwer, der Käse bremste den Zug stark, ich gab mehr Kraft. Und dann <DEPPENACCENT> schnell. Der Hobel kam viel zu früh aus dem Käse, die Kraft war noch nicht verringert und im schnellen Streich zog der Hobel über das herausragende Daumenteil, die Kuppe.
(Es war übrigens ein japanischer Käsehobel, von Hattori Hanzo)
Ich war verblüfft.
Am Boden lag ein Teil von mir, so was kannte ich nicht.
Nun hieß es Ruhe bewahren. Nicht umsonst war ich ja halbherzig dabei Medizin zu studieren.
Mehrfach ging der Blick zum Daumen (sauber geöffnet lag er vor mir, weißliche kleine Fettklümpchen waren sichtbar, kaum Blut, ein Oval von 8 – 12 mm fehlte). Die Kuppe lag am Boden, als <DEPPENACCENT> nichts gewesen. Irgendwie Scheiße, ich <DEPPENACCENT> immer noch nicht glauben.
Also wie transportiert man jetzt ein abgetrenntes Körperteil? Die Anweisungen an meine Schwester kamen klar und schnell. Plastiktüte mit Eiswürfeln, etwas Wasser dazu, und dahinein eine weitere Plastiktüte mit der Kuppe. Steriles Verbandspäckchen aus der Schublade, rasch rasch um den Daumen und ab in die Klinik.
Im St. Joseph Krankenhaus in Tempelhof kannte ich mich aus, da verbrachte ich schließlich mehr Zeit als an der Uni. Ich machte dort Dialysen, ein blutiges Geschäft. Jetzt aber in der Notaufnahme, das war nicht meine Welt, und überhaupt auf der falschen Seite. Ich tauge eigentlich gar nicht zum Patienten.
Etwas Ernsthaftigkeit in meiner Angelegenheit hatte ich aber schon erwartet.
„Das Ding? Das nähen wir nicht wieder an! Soweit <DEPPENACCENT> noch.“ Hatte ich echt gedacht, dass es soweit kommt. „Natürlich näht Ihr mir das wieder an!. Ich will das da wieder dranhaben!“ Inzwischen war dem Kerl mein Körperteil aus der Hand gefallen. „Wo <DEPPENACCENT> jetzt. Ich <DEPPENACCENT> nicht.“ Scheiße! Sackgesicht!
Ich wurde wütend. „Spinnst Du? Schmeißt Du das auf den Boden?“
„Das wächst sowieso nicht wieder an!“ „Verdammt das ist von mir. Ich will das wiederhaben. Mach mir das wieder dran!“ Er polkt das Ding vom Boden und legt es in eine Art Glasschale.
Ich bin ein wenig empfindlich, was Spritzen und so angeht, ich stelle mich da ziemlich an. Es folgte ein viel zu lange dauerndes, eher peinliches Geschehen. Ich konnte nicht stillhalten bei der Betäubungsspritze. Es wurde richtig unangenehm. Wenn mich jetzt eine Kollegin von der Dialyse sähe, oh weh, ich sah nicht gut aus in dieser Sache. Noch am Vormittag des gleichen Tages hatte ich etwa 40m entfernt im gleichen Hause meinen Patienten jeweils zwei etwa 1,8 mm dicke Kanülen („Das piekst jetzt mal ein bisschen!“) in den Unterarm gerammt. Und nun hier dieses Theater, es war unwürdig.
Selbstverständlich habe ich diesen chirurgischen Grobian darauf hingewiesen, er möge doch bitte darauf achten, das Körperteil richtigrum anzunähen. „Klar.“ hieß es und „Das wächst sowieso nicht an.“ Ein paar Stiche, Verband drum und ich war wieder zu hause.
Mit diesem Heimatschuss hatte ich ja nun Zeit und den weißen Daumen hoch zum Dachhimmel erhoben brummte ich über den Transit zur Geliebten nach Westdeutschland, mich trösten zu lassen. Fingerschmerzen gehen zu Herzen!
Natürlich ist das wieder angewachsen, wieso auch nicht? Aber leider falschrum, bis heute laufen an der Stelle die Linien genau andersrum. Und seit ein paar Jahren ist auch das Gefühl an der Stelle wiedergekehrt.
Was lernt uns das?
Immer alles annähen lassen, egal was die sagen.
Und auf die Richtung achten!
Inzwischen habe ich mich komplett von der Medizin abgewandt und mache jetzt in Badeteichen. Auch schön.
Rainer
da kann ich mitschreiben.
Ihr kennt diese Käsehobel?
Sehen aus wie zu kurze Tortenheber mit einer Art Schlitz.
Das Stück Gouda, ein Keil, hinten etwa 4-5cm breit, mittelalt, liegt in der linken Hand, Daumen drückt von der eine Seite, die anderen Finger gegenüber.
Ich weiß heute natürlich, dass man diese Tortenhobel nicht nehmen sollte, aber damals, wir waren jung und wohnten in Berlin...ich also hatte den Hobel in der Rechten, setzte ihn an der einen Goudaseite an (das war die bei den Fingern) und zog in Richtung Daumenseite.
Der Daumen ragte etwas über die Schittfläche hinaus, nicht schlimm normalerweise, der Schnitt geht langsam, man kann ihn gegen Käseende etwas bremsen noch und dann in einer Art Kurve aus dem Käse herausführen. Normal ja.
Es ging schwer, der Käse bremste den Zug stark, ich gab mehr Kraft. Und dann <DEPPENACCENT> schnell. Der Hobel kam viel zu früh aus dem Käse, die Kraft war noch nicht verringert und im schnellen Streich zog der Hobel über das herausragende Daumenteil, die Kuppe.
(Es war übrigens ein japanischer Käsehobel, von Hattori Hanzo)
Ich war verblüfft.
Am Boden lag ein Teil von mir, so was kannte ich nicht.
Nun hieß es Ruhe bewahren. Nicht umsonst war ich ja halbherzig dabei Medizin zu studieren.
Mehrfach ging der Blick zum Daumen (sauber geöffnet lag er vor mir, weißliche kleine Fettklümpchen waren sichtbar, kaum Blut, ein Oval von 8 – 12 mm fehlte). Die Kuppe lag am Boden, als <DEPPENACCENT> nichts gewesen. Irgendwie Scheiße, ich <DEPPENACCENT> immer noch nicht glauben.
Also wie transportiert man jetzt ein abgetrenntes Körperteil? Die Anweisungen an meine Schwester kamen klar und schnell. Plastiktüte mit Eiswürfeln, etwas Wasser dazu, und dahinein eine weitere Plastiktüte mit der Kuppe. Steriles Verbandspäckchen aus der Schublade, rasch rasch um den Daumen und ab in die Klinik.
Im St. Joseph Krankenhaus in Tempelhof kannte ich mich aus, da verbrachte ich schließlich mehr Zeit als an der Uni. Ich machte dort Dialysen, ein blutiges Geschäft. Jetzt aber in der Notaufnahme, das war nicht meine Welt, und überhaupt auf der falschen Seite. Ich tauge eigentlich gar nicht zum Patienten.
Etwas Ernsthaftigkeit in meiner Angelegenheit hatte ich aber schon erwartet.
„Das Ding? Das nähen wir nicht wieder an! Soweit <DEPPENACCENT> noch.“ Hatte ich echt gedacht, dass es soweit kommt. „Natürlich näht Ihr mir das wieder an!. Ich will das da wieder dranhaben!“ Inzwischen war dem Kerl mein Körperteil aus der Hand gefallen. „Wo <DEPPENACCENT> jetzt. Ich <DEPPENACCENT> nicht.“ Scheiße! Sackgesicht!
Ich wurde wütend. „Spinnst Du? Schmeißt Du das auf den Boden?“
„Das wächst sowieso nicht wieder an!“ „Verdammt das ist von mir. Ich will das wiederhaben. Mach mir das wieder dran!“ Er polkt das Ding vom Boden und legt es in eine Art Glasschale.
Ich bin ein wenig empfindlich, was Spritzen und so angeht, ich stelle mich da ziemlich an. Es folgte ein viel zu lange dauerndes, eher peinliches Geschehen. Ich konnte nicht stillhalten bei der Betäubungsspritze. Es wurde richtig unangenehm. Wenn mich jetzt eine Kollegin von der Dialyse sähe, oh weh, ich sah nicht gut aus in dieser Sache. Noch am Vormittag des gleichen Tages hatte ich etwa 40m entfernt im gleichen Hause meinen Patienten jeweils zwei etwa 1,8 mm dicke Kanülen („Das piekst jetzt mal ein bisschen!“) in den Unterarm gerammt. Und nun hier dieses Theater, es war unwürdig.
Selbstverständlich habe ich diesen chirurgischen Grobian darauf hingewiesen, er möge doch bitte darauf achten, das Körperteil richtigrum anzunähen. „Klar.“ hieß es und „Das wächst sowieso nicht an.“ Ein paar Stiche, Verband drum und ich war wieder zu hause.
Mit diesem Heimatschuss hatte ich ja nun Zeit und den weißen Daumen hoch zum Dachhimmel erhoben brummte ich über den Transit zur Geliebten nach Westdeutschland, mich trösten zu lassen. Fingerschmerzen gehen zu Herzen!
Natürlich ist das wieder angewachsen, wieso auch nicht? Aber leider falschrum, bis heute laufen an der Stelle die Linien genau andersrum. Und seit ein paar Jahren ist auch das Gefühl an der Stelle wiedergekehrt.
Was lernt uns das?
Immer alles annähen lassen, egal was die sagen.
Und auf die Richtung achten!
Inzwischen habe ich mich komplett von der Medizin abgewandt und mache jetzt in Badeteichen. Auch schön.
Rainer