Würg!

Essen und Trinken muß der Mensch. Aber es ist ihm (noch) nicht verboten, dabei Genuß zu empfinden. Und diesen mitzuteilen...
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mordsfilm
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Würg!

Beitrag von mordsfilm »

Ohne besonderen Anlaß möchte ich hier und jetzt gerne an die versammelte Gemeinde aus natürlichen und teils auch virtuellen Personen ein Frage richten:

Was war, kulinarisch gesehen, Euer ekelhaftestes Erlebnis?

Ich habe da leider einige in der Auswahl.

Ich nehme einmal dieses.


Als ich in Frankfurt wohnte, versuchte eine Freundin von mir mich fortlaufend zu sportlichen Aktivitäten zu animieren.

Nein, nicht zu diesen. Jedenfalls nicht mit ihr, da auch sie Frauen mehr mochte als Männer und wir einen sehr ähnlichen Geschmack entwickelten und... das eine andere Geschichte ist, die ein andermal erzählt werden soll oder gar nicht.

Jedenfalls lagen mir weder Joggen noch das Stemmen von totem Gewicht unter Aufsicht in Chrompalästen.

Einzig mit dem Gedanken an ein Fahrrad konnte ich mich anfreunden.

Also zogen wir an einem sonnigen Frühlingssamstag vor etwa 15 Jahren los, um dem kleinen Matthias ein Fahrrad zu kaufen.

In diese Zeit fiel der Beginn des Mountainbike Booms, weshalb auch ich mir ein solches Gerät aussuchte. Zielsicher natürlich das teuerste im ganzen Laden.
Man gönnt sich ja sonst nichts.

Bis das Gerät betriebsbereit war, sollte es noch eine Stunde in der Werkstatt verbringen, weshalb wir beschlossen, Essen zu gehen.

Da wir noch vorhatten, ein gutes Stück mit den Rädern zu fahren, gingen wir nicht zwei Kilometer bis zu den Lokalen, die wir kannten, sondern nahmen wir eine, hm, ja, Kneipe an der Ecke, die auch draußen Stühle und Tische hatte.

Schon die Bedienung hätte uns zum Gehen animieren müssen. Ich kann mich nicht erinnern, davor oder danach nochmal ein so schmuddeliges Wesen gesehen zu haben, das im Gaststättengewerbe vor der Theke arbeitete.

Meine Freundin beschloß darob, es bei einem Salat zu belassen.
Ich mußte natürlich das Tagesgericht nehmen: Putenschnitzel mit Fritten und Salat.

Das vollfettgegarte Gericht kam recht schnell. Ein Haufen Raffel-Frites und ein panierter und frittierter Formfleischkloß.

Ich machte mich über das Futter her, mit mäßigem und abnehmendem Appetit.
Dann fand ich etwas an den Fritten, das zuerst wie ein Zwirnfaden aussah.

Bei näherer Betrachtung entpuppte es sich aber als ein Insektenbein!

Na schön, dachte ich. Derlei kann ja mal passieren.

Spießte die nächsten Fritten auf die Gabel und...

...fand direkt unter besagten Kartoffelstäbchen den Rest des betreffenden Tiers.

Es handelte sich dabei um einen Nachtfalter von monumentaler Größe!

6 cm lang war er bestimmt.

Allerdings war er gut durchfrittiert und hatte bei dieser Übung nahezu alle körperlichen Anbauteile verloren.

Er schon, jedoch nicht die Fritteuse, in die er gefallen war.

Und plötzlich bekam das, was ich bis dahin für kleine Kartoffelschalenreste gehalten hatte, wie sie nun einmal bei Fritten ab und zu zu finden sind, eine ganz neue Bedeutung.

:puke:

Überflüssig zu erwähnen, daß unsere Mahlzeit beendet war.
Noch überflüssiger zu erwähnen, daß wir nichts bezahlten.
Noch überflüssiger zu erwähnen, daß besagtes Lokal den Sommer nicht mehr erlebte.

Und Fahrrad sind wird trotzdem noch gefahren...


Und jetzt Ihr!


Laßt uns kotzen!
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trigger
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Re: Würg!

Beitrag von trigger »

mordsfilm hat geschrieben: Noch überflüssiger zu erwähnen, daß besagtes Lokal den Sommer nicht mehr erlebte.
Wie muss man sich den Lokalmord des rachsüchtigen Matthias konkret vorstellen. Feuer? Sprengstoff? Insektizide?
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DerBildRiese
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Re: Würg!

Beitrag von DerBildRiese »

mordsfilm hat geschrieben:
Was war, kulinarisch gesehen, Euer ekelhaftestes Erlebnis?
Vorn liegt Kamschlacken, ein Ort im Harz, der nicht nur den denkbar widerwärtigsten Namen trägt, sondern auch das ekelhafteste, was auf Tellern sein kann...


Kann ein Laie hier auch Fotos reinmachen?
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fisherman
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Beitrag von fisherman »

Hi,

Vor vielen, vielen Jahren bin ich (das letzte Mal) mit meinen Eltern und
Geschwistern in Urlaub gefahren. In den Norden. An die Ostsee. In eine
Betonwüste namens "Dump 2000". Da ich bis zu diesem Zeitpunkt aus-
schliesslich mit schwäbischer Kost aufgezogen wurde, war die norddeutsche
Küche für mich doch eher befremdlich. Erstens gab es dort oben nahezu
keine Gasthäuser im süddeutschen Sinne. (In einem durchschnittlichen
2000-Seelen-Dorf auf der Ostalb gibt es mindestens 5 Gasthäuser)
Zweitens war der häufigste Kommentar zu einer Bestellung "Ham wer nicht mehr"

Eines schönen Tages hatten wir auf einem Tagesausflug doch endlich einen
kommerziellen Verpflegungsbetrieb ausfindig gemacht und die gelangweilte
Bedienung zur Zusammenarbeit überredet. Einzig erhältliches Gericht:
"Salzfleisch mit saurem Gemüse"

Das Salzfleisch bestand zu 80% aus Salz, den Rest als Fleisch zu bezeichnen
fällt mir schwer, ich wüsste nicht, welches Lebewesen so grünliches Zeug
auf den Knochen hat. Das "Saure Gemüse" entpuppte sich als erwärmte
Mixed Pickles. Als die Gute den Abfall servierte, fiel ihr auch noch das Brot-
körbchen samt Inhalt in den Kies. Ungeniert sammelte sie die verstreuten
Scheiben <DEPPENACCENT>, legte sie in das Körbchen zurück und stellte selbiges auf den
Tisch. Dazu die muffige Frage : "Noch was ?"

Wir sind an diesem Abend sehr hungrig zu Bett gegangen.

jo
ICH BINNE NICHT TOT
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insideR
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Beitrag von insideR »

Und ich hab mal Handkäs mit Musik überlebt.
Von dem Erlebnis zehre ich heute noch, wenn es Schwierigkeiten zu überwinden gilt.
Ralf
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mordsfilm
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Beitrag von mordsfilm »

insideR hat geschrieben:Und ich hab mal Handkäs mit Musik überlebt.
Von dem Erlebnis zehre ich heute noch, wenn es Schwierigkeiten zu überwinden gilt.
Ralf
Das war bestimmt in Mainz.

Dort geruht man, den ekeligsten <DEPPENACCENT> Musik der Welt zu servieren, nämlich unreife, innen weiß-quarkige Scheiben, mit einem Essig-Öl-Dressing aus der Flasche kurz vor dem Servieren übergossen.

:?

Für einen richtig schönen, über Nacht in Essig und Öl eingelegten Handkäs mit Zwiebeln (die dann die Musik machen...) würde ich allerdings den einen oder anderen Kilometer laufen...

:P
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insideR
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Beitrag von insideR »

In Mainz hätte ich es mir ne getraut, nein, es war in Sachsenhausen, wie mir mehrfach versichert wurde, eine vertrauenswürdig Stätte zum Versuch. Mein Gastgeber fand mich dennoch sehr tapfer und staunte außerdem über die Unmengen Eppler ( oder doch : Äppler , ne , oder? ), die ein Norddeutscher vertilgen kann.
So entstehen echte Völkerfreundschaften.
Ralf
joswig
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Beitrag von joswig »

Der Ort heisst übrigens Damp 2000 und ist eine Betonwüste mit Betonhafen und einer Disko in der nur Rehabilitanten, Rollstuhlfahrer und einmal auch ein Freund von mir und ich zu Besuch sind. Wir haben uns dann dort sehr stark betrunken.

Mein widerwärtigstes Essen zu bezeichnen, fällt mir schwer, da ich schon viele ekelhafte Dinge vorgesetzt bekam. In Erinnerung kommt mir spontant ein Gericht, dessen Namen ich nicht mehr kenne, welches mir jedoch in der Nähe von Freiburg serviert wurde. Saure Würste ïn Blutsoße waren es, meine Begleitung bekam ein ungetostetes Toast Hawai aus der Mikrowelle. Naja, eines dieser Gasthäuser eben.

Apropos Freiburg. Dort lernte ich, dass sich die Freiburger nicht gerne als Schwaben bezeichnen lassen, sondern als Badener, oder ungerner als Badenser. Es begab sich aber, dass ich einer Runde mit einem lokal ansässigen Mädchen beiwohnte, welches gewaltige Brüste vorzuweisen hatte. Ich konnte nicht umhin, die ganze Zeit das Wort 'Badunsen' zu denken.
Zuletzt geändert von joswig am 12. Mai 2004 10:08, insgesamt 1-mal geändert.
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fisherman
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Beitrag von fisherman »

Badensener
Das muss Badenser heissen. Die bei den Schwaben übliche
Bezeichnung für Südalemannen is übrigens "Gelbfüssler".

Das ist aber fast so, als wenn man Kieler als Süddänen bezeichnet.

Wenn bei deinem Gericht Sauerkraut dabei war, dann war es eine
Badisch/schwäbische Schlachtplatte. Dazu gehört :

1 Leberwurst im Naturdarm,
1 Blutwurst dito (die dann aufplatzt und die rote Sosse verursacht)
1 Griebenwurst (wird gerne mit Bratwurst verwechselt) dito
min. 250 g fetter, gekochter Schweinebauch
Schweinepfoten, Schweineschwänzchen, Schweinerüssel (gekocht)
Zerkochtes Sauerkraut

und ein sehr strapazierfähiger Magen sowie min. ein Obstler, sonst macht
die Leber die Grätsche.

Mhm, lecker ...

jo
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joswig
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Beitrag von joswig »

War ein Vertipper.
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