Flandern hat sich wirklich von einer anderen Seite gezeigt. Was allerdings eine Frechheit ist: Die Scheissprofis, die auch noch Geld bekommen, hatten wie schon letztes Jahr mehr Glück mit dem Wetter: Die hatten diesmal sogar richtig SONNE. Arschlöcher!
Bei uns war es windig und ziemlich dunkelgrau. Und auch recht kalt. Trotzdem hatte ich am Anfang zu wenig getrunken. Als die erste Kopfsteinpflasterpassage mit leichter Steigung kam, da merkte ich doch eine deutlich Krampfneigung. Erst am Ende des Tages fiel mir auf, dass ich nicht einmal zwischendurch pissen war. Warum wohl nicht?
Am Ende: 10h brutto, 260km, 16 Hellinge (steile Anstiege, oft mit Kopfsteinpfaster, maximal 22%), insgesamt 1900hm. Einige üble Kopfsteinpflasterpassagen haben sie natürlich auch noch eingebaut. Eben alles Schöne, was Flandern so zu bieten hat. Der Anstieg in Gerardsbergen - die Kappelmur - entschädigt aber für alles. Nicht nur, dass da die Leute stehen, Bier saufen und einen anfeuern, sondern weil man danach nur noch den Bosberg mit maximal 12% Steigung hochmuss und lediglich 15km Restfahrt vor sich hat. Ich habe dann auch nochmal ordendlich Kette gegeben und bin hin und wieder "Hopp, Hopp!" rufend, um die lahmen Krücken vorne zum Rechtsfahren zu ermuntern, mit einem sich nach und nach hinter mir bildenden Zug nach Ninove ins Ziel gebrettert.
Heute morgen platzen mir die Beine. Nicht nur im übertragenen Sinne (beim Herfahren in die Firma bin ich gerast wie ein Bekloppter), sondern auch tatsächlich: Die Hose spannt an den Oberschenkeln.
Die Wahl 53/39 mit 12-27 war ideal. Mit einer Kompaktkurbel wäre das Gebolze in der ersten Hälfte Scheisse gewesen.
Mein einer Companiero - ein Flandern-Novize - beichtete mir im Auto auf der Hinfahrt, dass er es nicht mehr geschafft hätte, die Kassette an seinem Rad zu wechseln.
- Ach, hast Du 11-23 drauf?
- Nee, noch vom Nortorf-Giro. 11-21.
- Äh, das ist nicht gut.
- Nein?
- Nein. Ich habe glaube ich eine 12-25er DA-Kassette im Kasten.
- Auch Werkzeug?
- Ja, Abzieher und Kettenpeitsche.
Am Ende war er dankbar. Ich allerdings bin noch heute dankbar für den Satz, den er mir deswegen kurz vor Brüssel aus Versehen schenkte:
"Wenn wir gleich ins Hotelzimmer gehen, nehmen wir gleich die Peitsche und alles mit, ja?"
Da stand ich nun alleine mit Ball vor dem Tor: "Ja, auch die Handschellen."
Guten Morgen.
Gestern hatten wir einen schönen Ausflug mit unserer kleinen Familie (ich weiß, ich beoisiere).
Heute gibt es keinen.
Nur Arbeit.
Die ich mir mache. Mal wieder.